Wer hätte das gedacht, aber seit einiger Zeit hat Deutschland ein Bundesamt für Magische Wesen! Und weil unsere Bloggerin Annira Falter so neugierig war, als sie im Blog der Fantasy-Autorin Patricia Strunk das Mitarbeiter-Logo des Amtes entdeckte, hat sie gleich mal um ein Interview gefragt. Viel Spaß damit!
Interview mit Patricia Strunk – Mitarbeiterin des magischen Bundesamtes
Hallo Patricia, du bist Mitarbeiterin beim Bundesamt für magische Wesen. Das hat mich verdammt neugierig gemacht. Bitte teile uns doch mit, was für Aufgaben und Ziele dieses Bundesamt hat.
Das Bundesamt für Magische Wesen mit Sitz in Bonn vereint alle Zuständigkeiten betreffend magische, mythische und fantastische Wesen. Das heißt, das BAfmW kümmert sich um die Belange der magischen Geschöpfe – von deren Integration in die nichtmagische Gemeinschaft über die Reduzierung von Konfliktpotenzial im Umgang mit den Menschen bis hin zu so drängenden Fragen, ob feuerspeiende Drachen der Abgasnorm oder fliegende Teppiche der KfZ-Steuer unterliegen oder ob es den Kindern homosexueller Vampire zugemutet werden kann, einen katholischen Kindergarten zu besuchen.
So, genug der offiziellen Vorstellung: Tatsächlich ist das Bundesamt für magische Wesen eine fiktive Behörde mit dem Ziel, deutschsprachige Fantasy in Literatur und Film bekannter zu machen, indem sich die Mitarbeiter des Mittels der Satire bedienen.
Und was machst du selbst dort? Bitte nenne uns deine Aufgaben und wo du dort in der Rangordnung stehst.
Ich bin eine einfache Sachbearbeiterin mit Schwerpunkt Drachen und Telepathie, die den Referaten zuarbeitet. Außerdem unterstütze ich die Öffentlichkeitsarbeit des Amtes. Allerdings sind wir eine Behörde mit einer sehr flachen Hierarchie. Im Grunde sind alle Mitarbeiter gleichberechtigt. Selbstverständlich haben wir aber einen Amtsleiter.
Wie wird man Mitglied im Bundesamt für magische Wesen und wie viele Mitglieder gibt es bisher? Wer kann dort Mitglied werden und welche Aufgaben, Rechte und Pflichten erwarten einen dort?
Im Gegensatz zu anderen Ämtern muss man bei uns nicht stapelweise Vordrucke ausfüllen. Bewerben kann man sich ganz einfach über Facebook oder direkt über die Website des Amtes. Eine Vorstellung ist allerdings Pflicht. Die Mitgliedschaft steht Autoren, Veranstaltern, Verlegern und Bloggern aus dem Bereich der Fantasyliteratur offen. Wir sind bereits mehr als 100 Mitarbeiter. Unsere Aufgabe sehen wir darin, deutschsprachige Fantasyliteratur mehr ins Rampenlicht zu rücken. Durch unsere Mitarbeit im Amt machen wir Werbung für uns und unsere Werke.
Was hat dich bewogen, dort Mitglied zu werden? Wie wurdest du auf das BAfmW aufmerksam?
Ich bin über Facebook auf das Amt gestoßen und fand die Idee schlicht genial. Ein Beweggrund für meine Bewerbung war natürlich, mich als Autorin bekannter zu machen. Aber ich wollte auch einfach dabei sein und miterleben, wie sich das Ganze entwickelt. Leider konnte ich als Berlinerin aufgrund der Entfernung bisher nicht an den Vor-Ort-Aktivitäten des Amtes in der Bonner Region teilnehmen.
Wer verbirgt sich eigentlich hinter dem Gründer dieses magischen Bundesamtes und seit wann gibt es das schon? Falls du es weißt: Wie kam der Gründer überhaupt auf diese wundervolle kuriose Idee?
Wenn ich richtig informiert bin, kam die Idee von Hagen Ulrich und einigen anderen Fantasyautoren aus der Bonner Region, die sich dachten, dass es im Land der Regelungswütigen auch eine Behörde für übernatürliche Belange und magische Wesen geben muss. Schließlich kann in Deutschland nicht einfach ein rechtsfreier Raum existieren. Im Oktober 2013 wurde aus der Idee Wirklichkeit.
Und wer verbirgt sich „hinter dir“? Okay, bescheuerte Frage. Stelle uns doch einfach vor, um welche magischen Geschöpfe du dich in deinen eigenen Fantasywerken so kümmerst. Worüber schreibst du so?
In meiner „Inagi“-Reihe geht es um eine Insel, die von energetisch geladenen Kristalladern durchzogen ist. Die Ureinwohner wurden vor langer Zeit von den Gohari versklavt und müssen seither für diese die Kristalle abbauen. Gefahr droht nicht nur durch die für Menschen tödliche Energie, sondern auch durch die drachenähnlichen Amanori, welche die Siedlungen der Menschen angreifen und daher von diesen gejagt und bekämpft werden. Die junge Sklavin Ishira, die Hauptfigur der Trilogie, kann zu den Echsen eine telepathische Verbindung aufbauen und gerät dadurch ins Visier der goharischen Eroberer, die sich ihrer Fähigkeiten bedienen wollen, um die Amanori zu vernichten. Sie wird ihrem Jugendfreund Kanhiro, der sich gegen die goharische Herrschaft auflehnen will, entrissen und dem verbitterten Drachenjäger Yaren ausgeliefert. Doch das Schicksal der Insel ist eng mit den Drachen verknüpft. Um ihre Heimat vor dem Untergang zu bewahren, muss Ishira schwierige Entscheidungen treffen und herausfinden, warum die Energie seit Jahren rückläufig ist.
Der letzte Teil wird übrigens im Dezember 2015 erscheinen.
In meinen Kurzgeschichten widme ich mich darüber hinaus anderen magischen Wesen wie Elfen, Geistern und Gestaltwandlern.
Auf deinem Blog und bei Amazon habe ich sehr positive und sehr viele Rezensionen zu deinem Werk „Inagi – Kristalladern“ und „Inagi – Kristallblut“ gesehen. Was würdest du sagen, ist es, was die Leser an der Inagi-Reihe so begeistert?
Soweit ich es beurteilen kann, gefällt vielen Lesern die detailreich ausgearbeitete Welt Inagis, in deren Erschaffung in der Tat sehr viel Liebe und Mühe steckt (auch wenn ich es mit den erdachten Begriffen vielleicht ein wenig übertrieben habe). Daneben werden häufig die charakterliche Entwicklung der Figuren und die spannungsreichen Wendungen der Geschichte gelobt. Manchmal ist es eben gut, wenn man selbst als Autorin nicht in allen Einzelheiten weiß, wohin die Reise geht, und sich beim Schreiben überraschen lässt.
Cover und Inhalt von „Inagi“ haben mich ein bisschen an den Film „Avatar“ erinnert. Warst du davon ein wenig inspiriert? Bzw. wo siehst du Gemeinsamkeiten? Würdest du sagen, deine Bücher könnten Fans vom Film „Avatar“ gefallen?
Beide Cover wurden von Anna Spies (Celairen Art) entworfen. Ich glaube allerdings nicht, dass „Avatar“ Pate stand, zumal Inagi eher eine asiatisch anmutende Welt ist. Fans von „Avatar“ dürfte die Geschichte aber sicherlich gefallen, denn es gibt in der Tat Parallelen. So geht es im Kern auch bei „Inagi“ um ökologische Verantwortung.
Zurück zum Thema magisches Bundesamt: Ein Amt hat ja auch den Sinn einer Kontrolle. In welcher Weise kontrolliert das Bundesamt für magische Wesen die Literaturwelt, die Autorenwelt, die Leserwelt, ganz Deutschland oder die ganze Welt? Was habt ihr da für Gesetze, amtliche Regelungen oder wie immer man das nennen mag?
Wir kontrollieren die magischen Wesen ebenso wie die nichtmagischen Halter solcher Geschöpfe (so ist für die Haltung eines Drachen in der Regel ein Eignungstest Voraussetzung). Es gibt auch eine Zusammenarbeit mit anderen europäischen Gremien wie beispielsweise dem Isländischen Trollbeauftragten. Wir kontrollieren aber weder die Autoren noch den Literaturbetrieb. Jeder kann unsere Veranstaltungen besuchen oder sich auf unserer Website informieren. Natürlich entscheiden auch unsere Leser selbst, was sie lesen möchten. Das Amt spricht lediglich Empfehlungen aus. 😉
Als Insiderin berichtet: Hast du ein paar nette Anekdoten rund um dieses Amt zu erzählen? Wenn ja, erzähle aus, was du persönlich Interessantes mit diesem magischen Bundesamt erlebt hast.
Leider kann ich nicht mit einer eigenen Anekdote dienen, da sich meine Mitarbeit bislang auf das Internet beschränkt. Die Kollegen berichten aber immer wieder Kurioses, wenn Leute auf der Straße unseren Dienstwagen entdecken und das BAfmW für eine echte Bundesbehörde halten.
Hat dich das Amt schon irgendwie als Autorin inspiriert?
Nicht direkt, aber ich werde mit einer Kurzgeschichte im „1. Tätigkeitsbericht des BAfmW“ vertreten sein, in dem sich einzelne Sachbearbeiter mit ihren Fachreferaten vorstellen. Veröffentlicht wird die Fantasy-Anthologie pünktlich zur Leipziger Buchmesse im März.
Wie hilfst du anderen Leuten über deine Amtstätigkeit und wie hilft das Bundesamt für magische Wesen dir selbst weiter?
Wie schon gesagt, machen wir gegenseitig Werbung für uns und unsere Werke. Jede Aktivität des Amtes steigert zugleich den Bekanntheitsgrad der dahinter stehenden Autoren.
Gibt es bei euch im Amt auch so etwas wie Wahlen? Und Karrieremöglichkeiten? Falls ja, wie läuft das ab?
Die Besoldung der Mitarbeiter erfolgt nach BAT 666 Fantastisch. Das heißt, es ist eigener Einsatz gefragt: Die Anzahl der Verordnungen und Aktennotizen eines Mitarbeiters (oder besser gesagt, seiner literarischen Veröffentlichungen) wirkt sich positiv auf seinen Verdienst aus.
Eine etwas heikle Frage, wo du vielleicht den Gründer fragen müsstest: „Darf“ man das denn? Also sich „Bundesamt“ nennen und da dermaßen seriös aufbauen, dass es den offiziellen Ämtern fast zum Verwechseln ähnlich ist? Und hattet ihr schon mal erlebt, dass bei euch Anfragen von unwissenden Leuten kamen, die dachten, sie wären an eine echte Amtsstelle geraten?
Die Bezeichnung „Bundesamt“ ist rechtlich nicht geschützt. Aber unser Amt ist sogar von höchster Stelle abgesegnet: Unser Präsident ist Edmund F. Dräcker, ehemaliger kaiserlich-deutscher Vizekonsul, und das Amt unterliegt der parlamentarischen Kontrolle durch Jakob Maria Mierscheid, MdB (ich dementiere das Gerücht, dass es diesen Abgeordneten gar nicht gäbe, weil ihn noch nie jemand zu Gesicht bekommen habe) und Ulrich Kelber, MdB und Parl. Staatssekretär im Bundesministerium für Justiz.
Ja, Fragen gibt es immer wieder mal – und auch verstörte Reaktionen, wofür die Steuergelder denn noch so alles verschwendet werden. Ich kann aber versichern, dass wir im Gegensatz zu manch anderer Behörde so sparsam wirtschaften, dass der Bundesrechnungshof nicht einmal weiß, dass es uns gibt.
Ach, irgendwie könnte man noch lange darüber reden. Aber das sollte reichen. Wenn du möchtest, Patricia, dann schreib uns hier noch all deine Websites und Blogs auf, wo deine zukünftigen Leser dich erreichen können.
http://blog.patriciastrunk.com
https://www.facebook.com/patriciastrunkautorin
https://twitter.com/IshiraInagi
Das Interview führte Annira Falter, Autorin von Astarian.
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